SchwalbePlus – drei Fragen, drei Antworten

In der vorberatenden Kommission, in der alle Parteien vertreten gewesen sind, waren Sie als Präsident dabei. Sie hatten die Aufgabe, die finanzielle Situation der Gossauer Altersheime, betrieben von der Sana Fürstenland AG, kritisch zu prüfen. Welche Frage hat die Kommission am meisten beschäftigt?
Dave Mathis (42), Betriebsökonom HWV und MAS Controlling, hat mehrjährige Finanzerfahrung bei einer Krankenversicherung. Er ist seit 2019 Mitglied des ­Stadt­parlaments. (Bild: sk)

Es gab einen grossen Klärungsbedarf, um zu verstehen, warum ein Beitrag von 3 Millionen Franken überhaupt nötig ist. Wir mussten alle Aspekte und auch die Halbwahrheiten, die verbreitet wurden, in der Kommission besprechen. Wir haben mit externen Fachpersonen gesprochen und teilweise die Zahlen auch selber nachgerechnet, um eine verlässliche Empfehlung abgeben zu können.

Sie haben den Beitrag dem Parlament zur Annahme empfohlen, das ihn mit 28:1 Stimmen gutgeheissen hat. Dem Referendumskomitee ist der Beitrag über 3 Millionen Franken aber zu hoch. Warum kostet die Übergangslösung so viel? 

Sie haben recht, es ist viel Geld. Es ist aber nötig, um den ganzen Betrieb der Schwalbe für die zusätzlichen Jahre auszurichten. Mit diesem Geld werden nicht nur die Wohneinheiten gekauft, sondern auch die Anpassungen ans Gebäude finanziert. Rund 600 000 Franken werden zum Beispiel für die Konstruktion des Unterbaus benötigt, für die Strom- und Wasseranschlüsse, die Heizung und die Haustechnik, weil die bestehenden technischen Anlagen erweitert werden müssen. Ausserdem wird in jede Nasszelle in den neuen Wohneinheiten ein Patientenrufsystem installiert, das im Notfall nach Hilfe ruft. Die Wohneinheiten, die etwa 22 Quadratmesser gross sind, kosten ca. 67 500 Franken (pro Einheit). Sie haben eine Garderobe mit Schrank und eine behindertengerechte Nasszelle mit Lavabo, Dusche und WC. Der Anbau mit den Wohneinheiten muss so gemacht werden, dass er bis zum Umzug in fünf bis acht Jahren genutzt werden kann. Danach können die Wohneinheiten verkauft, also weitergenutzt werden.


3 ­Millionen sind nötig, um den ganzen Betrieb der Schwalbe für die ­zusätzlichen Jahre ­auszurichten.


Stichwort Espel. Sie haben in mehreren Sitzungen die verschiedenen Möglichkeiten für die beiden Altersheime Schwalbe und Espel gegeneinander abgewogen und sich für die Übergangslösung ohne Espel entschieden. Warum?

Es war klar, dass der Betrieb von zwei Heimen ohne Defizit nicht länger möglich – also zu teuer – ist. Denn zwei Standorte bedeuten auch zwei Küchen, zwei Cafeterien, zwei Wäschereien etc. Und nicht zu vergessen zwei Gebäude, die im Schuss gehalten werden müssen. Mit der Zusammenlegung wird pro Jahr 1 Million Franken eingespart. Obwohl beide Heime dringend renoviert werden müssen, hat man damit – mit Blick auf die Kosten – auf den Neubau gewartet. Der Neubau ist aber frühestens in fünf bis acht Jahren bereit. Bis dahin muss das Nötigste in der Schwalbe renoviert werden, damit während der Wartezeit auf den Neubau der Betrieb weitergeführt werden kann. Beim Espel, auch wenn dieser manchen Bewohnern und Angehörigen gefällt, ist eine Renovation während des laufenden Betriebs und nach den heutigen Standards nicht möglich. Die Gänge und Zimmer sind beispielsweise zu klein, um die Pflegebetten zu bewegen. Und ein Umbau des Espels hätte den Nachteil, dass nach wie vor zwei Häuser geführt werden müssten, was viel mehr kostet als der Betrieb an einem zentralen Standort. Ausserdem wären die Bewohnerinnen und Bewohner durch ihre isolierte Lage weiterhin schlecht erreichbar.


Ein sicherer, öffentlicher Platz im Alter. Auch für Gossauerinnen und ­Gossauer mit ­Ergänzungsleistungen.


Was spricht gegen die Variante, die Bewohnerinnen und Bewohner des Espels auf private Altersheime zu verteilen?

Zum einen verursacht diese Variante weit höhere Kosten und ist betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll, weswegen diese Variante auch nicht weiter geprüft wurde. Zum anderen gingen Arbeits- und öffentliche Pflegeplätze verloren. Der Verlust der Bewilligung von Pflegeplätzen ist für ein öffentliches Heim dramatisch. Es darf keinen Gewinn ausschütten und ist darum weniger teuer als die meisten privaten Heime. Ausserdem soll in einem öffentlichen Heim für alle Menschen, unabhängig ihrer finanziellen Situation, ein sicherer Platz im Alter vorhanden sein. Für die Bewohnerinnen und Bewohner des Espels gäbe es nach dem Umzug in ein privates Heim im besten Fall keine zusätzlichen Kosten. Das würde aber bedeuten, dass ihnen ein tieferer Preis verrechnet wird als der übliche, was bei den regulär Zahlenden vermutlich zu Unmut führt. Wird der Preis an den viel höheren Privattarif angepasst, müssten die Bewohnerinnen und Bewohner des Espels deutlich mehr bezahlen, was bei vielen gar nicht möglich ist. Das ist auch der Grund, warum diese Variante den Bewohnern Angst macht.

Die Abstimmungsfrage lautet

Wollen Sie dem Beitrag von 3 Millionen Franken an die Übergangslösung Betagtenzentrum Schwalbe zustimmen?

Empfehlung

Stadtrat und Parlament empfehlen ihren Bürgerinnen und Bürgern, dem Beitrag von 3 Millionen Franken zuzustimmen.

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