Wolfgang Giella gratuliert

Herr Regierungsrat Damann, Ihre sechs Kolleginnen und Kollegen im Regierungsrat haben Sie dazu verknurrt, das Gesundheitsdepartement zu übernehmen?

Bruno Damann: Grundsätzlich ist der Verlauf der Verteilung der Departemente im Regierungsrat ja geheim. Aber es stimmt: Ich wäre lieber im Volkswirtschaftsdepartement geblieben.

Sie sind als Arzt von Berufswegen für dieses Amt geeignet. Ihre Gründe dagegen?

Ich habe jetzt vier Jahre lang das Volkswirtschaftsdepartement geleitet und musste mich in viele fremde Dossiers und Materien einarbeiten. Ich hätte gerne die angefangenen Aufgaben weitergeführt. Zudem mache ich kein Geheimnis daraus, dass ich nach der nächsten Amtszeit nicht mehr zur Wiederwahl antreten werde. Das bedeutet, dass es in vier Jahren wieder einen Wechsel an der Spitze des Gesundheitsdepartements geben wird. Das ist sicher nicht optimal. Denn die anstehende Strukturveränderung im Gesundheitswesen kann in vier Jahren nicht abgeschlossen werden. Die Neuordnung der Notfall- und der Spital-Organisation dauert mindestens acht bis zehn Jahre.

Ich habe mir zwei Tage lang überlegt, ob ich das Amt antreten oder gleich zurücktreten soll.

Und dennoch haben Sie schliesslich Ja ­gesagt?

Es ist mir ergangen wie einem Fussballtrainer, dem bis Mittag glaubhaft versichert wird, dass er als Trainer der Mannschaft X unbestritten ist, um dann am späten Nachmittag zu erfahren, dass er ab dem nächsten Tag die Mannschaft Y trainieren wird. Wir haben im Rat wirklich sehr lange und intensiv diskutiert. Doch schliesslich zählt die Mehrheitsmeinung der Regierung. Ein «Nein» meinerseits hätte dazu geführt, dass die Verteilung der Aufgaben in der Regierung «suboptimal» gewesen wäre, wie man so schön sagt. Es stimmt, dass ich als Arzt für die neue Aufgabe gut geeignet bin. Und es ist vielleicht auch nicht schlecht, wenn das Gesundheitsdepartement wieder in die Obhut eines bürgerlichen Politikers kommt.

Der Departementswechsel ist in der Öffentlichkeit auf breite Zustimmung ­gestossen?

Ja, die Bevölkerung unseres Kantons scheint davon hell begeistert zu sein. Als Mediziner bin ich in der öffentlichen Meinung der richtige Mann. Das stimmt bezogen auf das Fachgebiet Medizin. Aber es gibt im Gesundheitswesen noch viele andere Aspekte zu berücksichtigen – ökonomische, regionalpolitische und gesellschaftliche. Ich habe vor vier Jahren ein Departement angetreten, für das ich keinerlei Fachkompetenz mitgebracht habe. Das war aber kein Problem, weil ich mich auf meine Fachleute im Departement stützen und mich auf die politische Führung konzentrieren konnte. Das Detailwissen ist dann mit der Zeit automatisch gewachsen.

Nochmals: Sie haben sich von Ihren Kolleginnen und Kollegen also überreden lassen?

Nicht überreden, sondern überzeugen. Ich habe der Optimierung der Regierungstätigkeit zuliebe Ja gesagt. Alle anderen möglichen Ämterverteilungen wären schlechter gewesen. Schliesslich habe ich schweren Herzens Ja gesagt.

Und Ihren Missmut an der anschliessenden Medienkonferenz auch deutlich gezeigt. Wie lange haben Sie gebraucht, um die ­Enttäuschung zu verarbeiten?

Ich habe mir tatsächlich noch zwei Tage lang überlegt, ob ich das Amt wirklich antreten oder gleich zurücktreten soll. Nach meinem Herzinfarkt vor dreieinhalb Jahren und mit meinen 63 Jahren gelte ich nicht nur bezüglich Coronavirus als Risikopatient, sondern als Person mit Ablaufdatum.

… aber Sie sind nicht zurückgetreten!

Ja, ich habe beschlossen, mich der Aufgabe zu stellen und meine volle Energie ins Gesundheitsdepartement zu investieren. Ich werde das Departement nicht nur verwalten, sondern die kantonale Gesundheitspolitik aktiv zu gestalten versuchen. Und meine Gesundheit ist aktuell stabil. Ich fühle mich fit und bin im Vergleich mit vielen meiner Jahrgänger noch gut unterwegs.

Das tönt nach Aufbruchsstimmung?

Ich werde sicher einiges anders machen als meine Vorgängerin und neue Dinge einbringen. Ich bin von der gewählten Strategie des Regierungsrates überzeugt und werde versuchen, diese 1:1 umzusetzen. Das bedeutet, dass wir im Kanton St. Gallen keine Staatsmedizin erhalten werden. Ich werde mich für die Aufrechterhaltung einer freien Medizin mit Wahlfreiheit der Patienten einsetzen – allerdings mit weniger Spitälern, dafür mit einem Netz von Notfall-Standorten.

Ein neuer Verein für Trainer Damann. Werden Sie das Team neu zusammensetzen?

Das Gesundheitsdepartement ist personell gesehen ein kleines Departement. Es besteht aus rund 190 (ca. 140 Vollzeitäquivalente) engagierten Leuten, die einen guten Job machen. Allerdings muss mein persönliches Umfeld als Regierungsrat und Departementsvorsteher auch stimmen. Deshalb werde ich meinen bisherigen Generalsekretär ins GD mitnehmen.

Und die sind bereit, diese Aufgabe zu übernehmen? Viele Hausärzte haben sich ja aus dem 24-Stunden-Betrieb verabschiedet.

Sicher sind noch nicht alle bereit, in der künftigen Notfall-Organisation mitzumachen. Es wird noch einige Überzeugungsarbeit nötig sein. Es sollte uns aber gelingen, die lokalen Hausärzte mittels Leistungsvereinbarungen ins System einzubinden. Das könnte für Hausärzte auch finanziell interessant sein.

Zu Gossau: Sie leben seit vielen Jahren in Gossau, haben hier praktiziert – was ­bedeutet Ihnen Gossau heute?

Gossau ist mein Wohnort. Hier ist mein Lebensmittelpunkt, auch wenn ich in St. Gallen arbeite und viel im ganzen Kanton unterwegs bin. Ich interessiere und informiere mich regelmässig übers lokale Geschehen. Mit Interesse verfolge ich als ehemaliger Stadtrat und VR-Mitglied die Entwicklung rund um die Sana Fürstenland.

Ihre persönliche Meinung?

Es ist tragisch, dass das Projekt noch keinen Schritt weiter ist als vor vier Jahren. Leider gehört der Bereich der Alterspflege nicht ins Gesundheitsdepartement …

Gossau ist stolz auf «seinen» Regierungspräsidenten

Am 18. Mai 2020 hat das St. Galler Kantonsparlament Regierungsrat Bruno Damann aus Gossau zum Regierungspräsidenten gewählt. Der Stadtrat freut sich und gratuliert dem Alt-Stadtrat und Mitbürger im Namen der gesamten Bevölkerung zu dieser Wahl. Damit stellt Gossau nach 90 Jahren wieder einen Präsidenten der Kantonsregierung. Der Stadtrat wünscht ihm viel Energie, Kraft und Mut sowie vor allem beste Gesundheit. Die geplante Präsidentenfeier für Bruno Damann kann aufgrund der Corona-Situation momentan nicht stattfinden. Sie wird jedoch nachgeholt, sobald die Möglichkeit dazu besteht. Stadtpräsident Wolfgang Giella gratuliert persönlich per Video.

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