Die Gossauerinnen und Gossauer wollen beim neuen Hallenbad auf dem Buechenwald-Areal kein geheiztes Aussenbecken. Mit 2603 Nein-Stimmen gegen 1891 Ja-Stimmen haben sie am letzten Wochenende die Initiative der Sportvereine, welche die Ausarbeitung eines Projektes für ein Aussenbad und eine anschliessende Volksabstimmung zum Inhalt hatte, mit 57,96 Prozent Nein-Stimmen deutlich abgelehnt. Die Argumente der Initianten überzeugten nicht. Die Mehrheit der 4495 oder 37,76 Prozent der insgesamt 11914 Stimmberechtigten der Stadt Gossau verzichtet auf die Möglichkeit, erst nach Vorliegen eines detaillierten Projektes für ein geheiztes Zusatzbecken von 10 mal 10 Metern ausserhalb des neuen Hallenbades und nach Abklärung der möglichen Vor- und Nachteile zu entscheiden. Wer nicht einmal Vorabklärungen zu einer Idee machen lassen will, hat seine Meinung deutlich geäussert: Gossau braucht beim neuen Hallenbad kein geheiztes Aussenbecken. Basta!
Planung kann beginnen
Der Stadtrat hatte sich für die Initiative ausgesprochen, die Ende letzten Jahres von der IG Sport Region Gossau lanciert worden und im Januar mit 1243 in kürzester Zeit gesammelten Unterschriften eingereicht worden war. Das Stadtparlament lehnte die Initiative hingegen mit 16 zu 13 Stimmen ab, womit es zum Urnengang vom letzten Wochenende kommen musste. Stadträtin Gaby Krapf, Vorsteherin des Ressorts Bau, Umwelt, Verkehr, räumte nach Bekanntgabe des deutlichen Ergebnisses gegenüber unseren Kollegen vom St. Galler Tagblatt ein, sie habe einen knapperen Ausgang der Abstimmung erwartet. Sie könne dem Resultat dann etwas Positives abgewinnen, falls der Umweltgedanke dessen Auslöser gewesen sei. Und sie hoffe, dieser Umweltgedanke werde sich bei nächsten Abstimmungen ebenfalls durchsetzen. Zusammenfassend sagt Krapf: «Ab morgen können wir bei der Planung für das neue Hallenbad im Gebiet Buechenwald Vollgas geben.» Das Hallenbad Buechenwald wird jetzt also ohne die Option beheiztes Aussenbecken projektiert. Mit einer Kreditvorlage für das neue Hallenbad kann nicht vor 2023 gerechnet werden.
Die Gruppe von 2000 Neinsagern hat sich durchgesetzt.
Enttäuschung bei den Initianten
Ebenfalls mit einem «knappen Rennen» hatten die Initianten gerechnet. Ob des deutlichen Resultates sind sie entsprechend enttäuscht. Für CVP-Politiker Markus Mauchle, der dem Initiativkomitee angehörte, hat sich «die immer gleiche Gruppe von 2000 Neinsagern» durchgesetzt. Wie er gegenüber dem Tagblatt ausführte, habe der Coronavirus-Lockdown den Aussenbeckengegnern in die Hände gespielt. Der Lockdown habe der IG Sport und den Befürwortern im Frühling den Schwung genommen. «Aber», so Mauchle gegenüber dem Tagblatt, «steter Tropfen höhlt den Stein.» Das nächste Mal würden die konstruktiven Kräfte, die etwas für Gossau bewegen wollten, reüssieren.
Befürworter wollen «vorwärts schauen»
Zu den Befürwortern der Initiative gehörten die CVP Gossau-Arnegg und die SP Gossau Arnegg. Der Abstimmungsniederlage kann SP-Präsident Ruedi Blumer aber auch etwas Positives abgewinnen: «Jetzt ist das Gezerre um diesen Nebenschauplatz erledigt.» Es gelte, jetzt nach vorne zu schauen, jetzt müsse es endlich vorwärtsgehen mit der Projektierung der ersten Etappe des Masterplans im Gemeinde-Sportanlagenkonzept (Gesak). Es gebe in der Stadt Gossau schon zu viele Projekte, die verzögert würden. Jetzt sei es wichtig, dass Gossau mit vereinten Kräften vorankomme, sagt Blumer.
Auch CVP-Präsidentin Ruth Lehner will den «Volksentscheid akzeptieren». Sie äussert sich zwar überrascht von der Deutlichkeit des Abstimmungsergebnisses, schätzt aber, dass der Umweltgedanke und die aktuellen Diskussionen über den Klimawandel zur klaren Ablehnung beigetragen hätten. Die Gegner des Aussenbeckens hatten im Vorfeld der Abstimmung ins Feld geführt, ein solches verbrauche viel Energie und belaste deswegen die Umwelt.
Freude bei den Gegnern
Die Freie Liste Gossau (FliG) und die SVP traten im Abstimmungskampf als entschiedene Gegner der Initiative auf – allerdings mit unterschiedlichen Argumenten. Während die FLiG die Idee eines geheizten Aussenbeckens aus Umweltüberlegungen abgelehnt hat, ging es der SVP Gossau-Arnegg vor allem ums Geld. Die Gossauerinnen und Gossauer seien am Sonntag vernünftig gewesen, diktiert FliG-Präsident Christian Schlegel dem Tagblatt-Redaktor. Dass der Aussenbecken-Projektierungskredit jedoch derart deutlich versenkt werde, hätte er nicht gedacht.
Als «erfreulich» bezeichnet SVP-Präsident Andreas Oberholzer das «deutliche Abstimmungsergebnis». Die Stimmberechtigten seien dem Grundsatzentscheid des Stadtparlaments gefolgt. Das neue Hallenbad im Buechenwald komme gut «ohne Luxus» aus, sagt Oberholzer. Das habe das Stimmvolk erkannt.