Markus Giger ist Präsident der Dorfkorporation Arnegg und Leiter der Schuleinheit Büel/Haldenbüel in Gossau. (Bild: bos)

Markus Giger, Sie sind Präsident der Dorfkorporation Arnegg. Was ist das für ein Gebilde?

Gemäss unseren Statuten vertritt die Dorfkorporation Arnegg die Interessen der Einwohnerschaft von Arnegg gegenüber den Behörden der Stadt Gossau und der Gemeinde Andwil sowie anderen Organisationen. Im Zweckartikel heisst es, dass die Dorfkorporation die Wohnlichkeit und das Zusammenleben in Arnegg fördert, Interessenvertreterinnen und -vertreter für öffentliche Ämter in Gossau und für die Schulgemeinde Andwil-Arnegg sucht und als Ansprechpartner für öffentliche Anlagen und Infrastrukturen in Arnegg fungiert.

Die Dorfkorporation ist also keine Ortsbürgergemeinde?

Ja, richtig. Wir sind aber auch kein Verein, sondern als Korporation eine Bürgergemeinde und damit dem Gemeindegesetz des Kantons St. Gallen unterstellt. Und wir dürfen keine Steuern erheben. Jeder Schweizer und jede Schweizerin mit Wohnort Arnegg ist automatisch bei uns Mitglied.

Wie viele Mitglieder zählt die Dorfkorporation demnach?

So genau weiss ich das nicht einmal. Wir haben in Arnegg etwa 750 Haushaltungen, demzufolge rechne ich mit etwa 1200 Mitgliedern.

Die Dorfkorporation Arnegg ist also etwas Ähnliches wie die Gossauer Quartiervereine?

Ja und nein. Als Bürgergemeinde eines ganzen Dorfes haben wir mehr Gewicht als ein Quartierverein. Wir werden von Fall zu Fall in Entscheidungsprozesse der Stadt oder der Schule miteinbezogen.


Arnegg ist eine
Gemeinschaft, die lebt.


Keine Steuern, kein Vereinsbeitrag – wie finanzieren Sie das Jahresprogramm?

Wir leben von freiwilligen Beiträgen unserer Mitglieder und einem Beitrag der Stadt Gossau.

Weil die Dorfkorporation im Auftrag der Stadt Aufgaben erfüllt?

Ja. So führen wir neben unserer Bürgerversammlung bei Bedarf Informations­veranstaltungen über aktuelle Fragen durch.

Was sind aktuell die brennendsten Themen?

Da steht aktuell eindeutig die Schulraumplanung an erster Stelle. Arnegg ist ja insofern speziell, als wir zur Schulgemeinde Andwil-Arnegg gehören und unsere Kinder bis zur Sek nach Andwil zur Schule gehen. Ob die dringend notwendige Erweiterung des Schulraums in Andwil oder Arnegg stattfindet, ist für uns von grosser Bedeutung.


Arnegg entwickelt sich
im westlichen Teil des Dorfes. Somit kommt
Arnegg als zweiter Schulstandort infrage.


Wie ist die Position der Dorfkorporation in der Schulhausfrage?

Es stellt sich grundsätzlich die Frage, was aus organisatorischer und pädagogischer Sicht Sinn macht. Der Verwaltungsrat der Dorfkorporation ist der Meinung, dass die bereits grosse Schulanlage in Andwil nicht noch grösser werden sollte und dass ein zweiter Standort Sinn macht. -Arnegg entwickelt sich vor allem im westlichen Teil des Dorfes, da entspricht es einer gewissen Logik, dass für einen zweiten Standort Arnegg infrage kommt. Zudem sind wir der Ansicht, dass man sich bei einem Neubau in Arnegg auch -Gedanken über eine sinnvolle Mantelnutzung machen sollte, was dann jedoch ein Projekt der Stadt Gossau wäre.

Welche Probleme bewegen die Arnegger Bevölkerung neben der Schulraumplanung?

Wichtig ist für uns sicher auch die Frage der Siedlungsentwicklung. Wir verfügen in Arnegg über zehn Hektaren eingezontes Bauland. Es ist also Platz für zusätzlichen Wohnraum vorhanden, hauptsächlich westlich der Bischofszellerstrasse. Auch in diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wo denn der zusätzliche Schulraum geschaffen werden soll. Der Stadtrat rechnet bis 2030 mit 2100 Einwohnerinnen und -Einwohnern in Arnegg.

Die Bischofszellerstrasse ist stark befahren und teilt Arnegg entzwei …

Ja, genau. Wir leiden unter dem starken Morgen-, Mittag- und Abendverkehr. Im Gegensatz zu Gossau ist das kein Zielverkehr, sondern zum grössten Teil Durchgangsverkehr. Arnegg leidet also nicht unter «selbst gemachtem Verkehr», sondern die zu den Stosszeiten durchfahrenden Lastwagen und Autos sind die grosse Belastung für uns.

Und was kann man dagegen machen?

Nicht viel! Eine Umfahrung ist kaum mehr möglich, diese hätte realisiert werden müssen, bevor man neue Wohnquartiere gebaut hat. Das ist halt das Problem: Eine Umfahrung hat einen Zeithorizont von bis zu 20 Jahren, neue Wohngebiete entstehen relativ schnell. Im Stadtentwicklungskonzept ist auch keine Umfahrung mehr vorgesehen, nur noch eine Verbesserung der Situation an der Bischofszellerstrasse.

Ein Vorwurf an die Oberen in Gossau?

Nein, einfach eine Feststellung. Den heutigen Verkehr können wir nur mit Inseln beruhigen und damit die Sicherheit der übrigen Verkehrsteilnehmenden und Fussgänger erhöhen. Das entsprechende Betriebs- und Gestaltungskonzept ist beim Kanton in Bearbeitung.

Im Zentrum ist eine grössere Wohnüberbauung geplant. Noch mehr Verkehr?

Den Mehrverkehr müssen wir wohl in Kauf nehmen. Die Gesamtentwicklung unseres Dorfes steht jedoch im Vordergrund, die geplante Zentrumsüberbauung gehört dazu.

Viel Verkehr, die Schule weit weg: Weshalb soll ich nach Arnegg ziehen?

Weil Arnegg eine hervorragende Wohnlage ausweist, über einen guten Mix aus Gewerbe und Nahversorgern sowie über ein gutes Dorf- und Vereinsleben mit vielen Möglichkeiten verfügt. Zudem ist Arnegg sehr gut an den Öffentlichen Verkehr angebunden. Arnegg ist eine dörfliche Gemeinschaft, die lebt, zusammen mit Andwil!

Interview: Herbert Bosshart